Hochstud

Das Hochstudhaus, war von seiner Konstruktionsweise her gesehen der bäuerliche Gebäudetyp hierzulande – und noch weit darüber hinaus. Im Luzernbiet kam er ungefähr bis an die Linie Napf, Grosswangen, Sursee, Lindenberg, Wohlen vor. Verbreitungsgrad dieser Hausgattung war ferner ein grosser Teil des einstigen bernischen Aargaus, das bernische Mittelland, der Oberaargau und notabene der Schwarzwald. Welches sind oder waren die augenfälligsten Konstruktionsmerkmale dieses Hauses? Es ist seine Dachform, die ehedem als Walmdach oft bis fast zum Boden reichte.
Als Hochstud bezeichnet man die Firstständer - eine Art Säulen, die den Firstbalken tragen - auf dem ihrerseits die Rafen liegen. Nach diesem Prinzip waren übrigens schon die ersten Bauernhäuser in der Jungsteinzeit gebaut worden.
Wieso sind diese Dächer hier so hoch und steil, obschon man den Dachraum zuoberst gar nicht nutzen kann und es viel mehr Bauholz und Arbeit braucht als für niedere, kleinere Dachkonstruktionen?
Der Grund liegt im ursprünglichen Bedachungsmaterial das zur Verfügung stand: Im Mittelland hatte man langes geeignetes Roggenstroh zum Decken. Damit das Stroh nicht fault, muss das Regenwasser schnell abfliessen, was möglichst steile Dächer bedingt.
Strohdächer sind regendicht, billig, isolieren gut und halten über 30 Jahre. Leider ist das Stroh aber feuergefährdet, so dass man es mit wachsendem Wohlstand seit Mitte des 19. Jh. zunehmend zuerst durch genagelte Schindeln und dann durch Ziegel ersetzt hat.
Der Rauch entwich ohne Kamin durch Lucken und Ritzen. Damit schwärzte er diese Holzpartien nicht nur, sondern imprägnierte sie zugleich mit Holzteer, so dass kein Wurm noch Insekt sein Zerstörungswerk darin treiben konnte. Das Hochstudhaus, so alt und urtümlich es erscheinen mag, greift hingegen auf viel ältere Bautraditionen zurück. Die Ausgrabungen in der Jungsteinzeitsiedlung «Egolzwil 3» in den 80erJahren zeitigten bereits primitive Vorläufer dieses Haustyps. Oder: In Bibracte (Burgund) befindet sich ein sehr zeitgemässes Keltenmuseum (auch mit Schweizerischem), in dem Modelle von Vorläufern des Hochstudhauses zu sehen sind.


Zeltartige Konstruktion: Abgedecktes Strohdach, Gontenschwil/Aargau.

Taunerhäuser

Die Tauner waren Schweizer Kleinbauern. Der Name Tauner oder Tawner geht auf das Mittelhochdeutsche tagewan, tagewen oder -won zurück, das einerseits den Taglohn und andererseits ein Flächenmass bezeichnet, nämlich so viel wie man an einem Tag im Frondienst bestellen kann.

Die Tauner waren keine landlosen Proletarier, sondern besaßen eigene Felder. Allerdings war die Fläche nicht gross genug, um sich und ihre Familien durchbringen zu können. Sie hielten neben anderem Kleinvieh häufig auch Ziegen, die sie auf der Allmend weideten. Um aber ihr Auskommen zu sichern, mussten sie sich bei den Grossbauern verdingen und arbeiteten für sie im Taglohn.