Kardinal Dr. Benno Gut

55. Abt von Einsiedeln; 4. Abtprimas der Benediktinischen Konföderation; 4. Kurienkardinal der Schweiz

Walter Gut mit 17 Jahren

Walter Gut wurde am 1. April 1897 — als bester Aprilscherz seiner Mutter, wie er zu sagen pflegte — im alten Schulhaus (später Fiechterhaus und jetzt Standort der Gedenkstätte) in Reiden geboren, wo sein Vater Lehrer war. Sein eigentliches Vaterhaus aber war die Pension Gut-Oetterli, der heutige «Schwanen». Er besuchte die Primarschule in Reidern, das Gymnasium in Luzern und (seit 1912) in Einsiedeln. Im Herbst 1916 begann er ein Musikstudium in Basel. Nach dem Noviziat in der Abtei Einsiedeln und dem Theologiestudium in Rom zum Priester geweiht und nach weiteren theol. Studien an der Benediktinerhochschule St. Anselmo zum Doktor der Theologie promoviert (29. Juni 1923).
In sein Kloster zurückgekehrt, war er Choralmagister (1923/24), Direktor der Studentenmusik (1924-26), lehrte Exegese an der theol. Hauslehranstalt und unterrichtete an der Stiftsschule (1923–30), bis er 1930 als Professor für Apologetik nach St. Anselmo berufen wurde. Nebenher studierte er am Päpstlichen Bibelinstitut und erhielt hier 1934 ein Lizentiat. Unternahm 1935 eine Studienreise nach Palästina und Kleinasien. Nach seiner Rückkehr Lehrer für neutestamentliche Exegese im Kolleg S. Anselmo.
Während der Kriegsjahre nach Einsiedeln zurückgekehrt, seit Aug. 1942 Präfekt am Internat.1947 als Nachfolger des verstorbenen Ignaz Staub zum Abt gewählt und durch Nuntius Filippo Bernardini benediziert. Sandte 1948 eine Gruppe Mönche nach Los Toldos in Argentinien, um dort ein Tochterkloster zu gründen, das er 1951 einweihte (Santa María de Los Toldos). Außerdem wurde während seiner Amtszeit 1956 die Renovierung der Klosterfassade abgeschlossen.
1959 vom Äbtekongress zum 4. Abtprimas der Benediktinischen Konföderation gewählt, resignierte er auf seine Abtei und übersiedelte erneut nach St. Anselmo. 1960 Mitglied der vorbereitenden Zentralkommission des 2. Vatikan. Konzils, an dem er als Konzilsvater teilnahm (1962–1965).
1967 von Papst Paul VI. zum Titularerzbischof von Tuccabora in Mauretanien ernannt, von Kardinal Eugène Tisserant in Einsiedeln zum Bischof geweiht und von Paul VI. im Konsistorium zum Kardinaldiakon kreiert (Titelkirche S. Giorgio in Velabro). Daraufhin Rücktritt als Abtprimas. Am 8. Jan. 1968 von Paul VI. zum Präfekten der Ritenkongregation und Vorsitzenden des Liturgierates und im Februar 1968 ausserdem zum Mitglied der Kommission zur Revision des kanonischen Rechtes bestellt. Vom 11. bis 28. Okt. 1969 Teilnahme an der Ausserordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode in Rom.

1897-04-01: geb., von Reiden LU, Sohn des Gottfried und der Maria Oetterli
1908-04-28: gefirmt
1918-01-06: einfache Profess
1918-01-06: feierliche Profess
1921-03-26: Subdiakon
1921-05-21: Diakon
1921-07-10: Priester
1921-07-17: Primiz in Reiden
1920-1923: Studien in St. Anselmo, Rom
1923-06-29: Promotion zum Doktor der Theologie
1923-1930: Lehrer an der Stiftsschule Einsiedeln
1930: Professor in St. Anselmo, Rom
1933-1935: Lizentiat am Biblicum, 8 Monate Reise zu den biblischen Orten
1942-1947: Präfekt der Internen in Einsiedeln
1947-04-15: Wahl zum Abt im Kloster Einsiedeln
1959-11-24: Wahl zum Abt Primas, Umzug nach St. Anselmo, Rom
1960-07-18: Mitglied in der Zentralkommission des Vatikanum II
1967-05-29: Ernennung zum Kardinaldiakon
1967-06-10: Ernennung Titularerzbischof von Thuccabora
1967-06-18: Weihung zum Titularerzbischof von Thuccabora
1967-06-26: Kreierung zum Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie San Giorgio in Velabro
1967-06-29: Kardinalpräfekt der Ritenkongregation
1967-07-10; Ehrenbürger von Reiden
1967-09-08: Rücktritt als Abtprimas der Benediktiner
1968-02: Mitglied der Kommission zur Revision des kanonischen Rechtes
1969-05-07: Kardinalpräfekt der Kongregation für die Sakramente
1970-12-08: gestorben in Rom

Seinem Heimatdorf ist er dabei stets treu geblieben. Jahr für Jahr verbrachte er einen Teil seiner Ferien auf der Johanniterkommende, wo ihm Pfarrer Josef Grossmann ein lieber Freund und aufmerksamer Gastgeber­ war. Mit der Bevölkerung unterhielt Benno Gut enge Beziehungen. Er hat Kinder getauft, Ehen eingesegnet — das war sein geistlicher Beitrag. Er hat aber auch Jässe sonder Zahl geklopft. Er schätzte das gesellige Beisammensein bei einem guten Glas Wein und einem Stück «Söichäs» (Schwartenmagen). Auch als er als Abtprimas und Kardinal in Rom seinen Wohnsitz hatte, kehrte er immer wieder nach Reiden zurück. Unvergesslich bleibt den Dorfbe­wohnern das Kardinalsfest 1967. Als Ben­no Gut im Jahr 1970 starb, trauerten viele um einen guten Freund.

Altes Schulhaus Geburtshaus des KardinalsGeburtshaus des Kardinals.

Ferienheim Gut-Oetterli (heute Restaurant Schwanen) hier verbrachte der Kardinal seine Jugendjahre.Ferienheim Gut-Oetterli (heute Restaurant Schwanen) hier verbrachte der Kardinal seine Jugendjahre.

Familienfoto anlässlich der Primiz von P. Benno. Obere Reihe: Erwin Gut und Gemahlin, Bethli Affentranger (geistliche Mutter), Gottfried Gut; untere Reihe: Mama Gut, P. Benno, Papa Gut, Marie Waldisberg (Patin der Mama)
Familienfoto anlässlich der Primiz von P. Benno. Obere Reihe: Erwin Gut und Gemahlin, Bethli Affentranger (geistliche Mutter), Gottfried Gut; untere Reihe: Mama Gut, P. Benno, Papa Gut, Marie Waldisberg (Patin der Mama)

1918 Pater Benno als junger Ordensmann1918 Pater Benno als junger Ordensmann

1940 Abt Benno Gut
1948 Abt Benno Gut

Papst Paul VI mit dem neuen Schweizerkardinal.
Papst Paul VI mit dem neuen Schweizerkardinal.