Fabrikbrand in Mehlsecken Mittwoch 27. März 1929
Schrecklich ist des Feuers Macht! Mittwochmorgen etwas nach 3 Uhr bemerkten die Bewohner des Mühlehofs Mehlsecken Feuerschein in der hart daneben liegenden Weberei des Hrn. Hans Häfliger in Zofingen. Rasch wurde Lärm geschlagen, per Telephon die umliegenden Feuerwehren aufgeboten. Es ging nicht lange und die Sturmglocken von Langnau und Reiden reifen die Schläfer auf und die Feuerwehren und viel Volk eilten zum Brandplatze. Wie ein Fanal leuchtete schaurig schön eine riesige Flamme gegen den Sternenhimmel. Die vereinigten Feuerwehren taten ihr Möglichstes, um noch zu retten was zu retten war. Sehr gefährdet waren das kaum drei Meter von der Fabrik stehende Wohnhaus der Familie Zürcher und die grosse, fast eine Jucharte Dachfläche messende Scheune. Am Kanal war die Motorspritze Reiden aufgestellt und der 40 Pferd starke Motor lieferte Wasser für sechs Leitungen, die vereint mit zwei Hydranten Leitungen ihr Äusserstes taten, um die sehr gefährdeten Objekte zu retten, was ihnen gelungen ist. Die Fabrik musste verloren gegeben werden, das Feuer war zu mächtig. Donnernd fielen dir Maschinen in den Trümmerhaufen und nach vier Stunden blieben nur noch Mauerreste mit klaffenden Fensterhöhlen übrig. Man vermutet, dass der Brand im Lagerraum des Erdgeschosses entstanden sei, auf welche Art ist noch nicht ermittelt. Der Schaden ist sehr gross, da die Maschinen und die grossen Warenvorräte durch das Feuer vernichtet worden sind. Die Fabrik ist im Jahre 1857 gebaut worden und diente lange Jahre als Handelsmühle, später wurde eine Weberei errichtet, die seit längerer Zeit an die Firma Meyer u. Cie. In Zofingen verpachtet war. Die gut geführte Weberei erfreute sich eines starken Geschäftsganges und beschäftigte 36 Arbeitskräfte. Auf dem Brandplatze erschienen die Feuerwehren von Mehlsecken, Reiden, Langnau, Wikon und Zofingen. Hervorragend bewährt hat sich die Motorspritze, die 3½ Stunden lang pro Minute 1600 Liter Wasser geliefert hat.
Leider wäre bald ein Menschenleben zu beklagen gewesen. Herr Direktor Bürgi wollte noch aus seinem Bureau Geschäftspapiere retten. Durch Gas und Rauch blieb er ohnmächtig liegen und dank der Anstrengung von zwei Feuerwehrmannen konnte er gerettet und in ärztliche Behandlung gegeben werden. Wir hoffen gerne, dass der beliebte tüchtige Direktor sich bald von dem Schrecken und der Rauchvergiftung erholt haben wird.