Reiderswyl Anno 1876

Man schrieb den 1. August 1876, als in unserer Gemeinde eine nichtrechnungspflichtige Post­ablage «Reiderswyl» errichtet wurde. Niklaus Keist, Urgrossvater des heute amtierenden Post­halters Othmar Keist, war Amtsvorsteher dieser neuen Postablage, die dann ab 1879 mit «Reidermoos» bezeichnet wurde. Also bald 100 Jahre Postgeschichte Reidermoos mit einer si­cher seltenen, Familientradition denn im Jahre 1894 übernahm Eduard Keist, geb. 1867, die Tä­tigkeit seines Vaters. Die nächste Amtsübergabe, wiederum vom Vater auf den Sohn, er­folgte 1927. Hans Keist, der heute noch rüstig und jung gebliebene, noch sehr aktiv in ver­schiedenen Gremien tätige Siebziger, versah den Postdienst während nicht weniger als 41 Jahren. Seit 1968 ist nun sein Sohn Othmar in vierter Generation damit betreut, als Posthalter die Arbeit seiner Vorfahren weiterzuführen.


Freitag, den 19. August 1927

Dass die Tätigkeit in all diesen Jahrzehnten sehr abwechslungsreich und sicher oftmals schwerer als heute war, ist den Eintragungen in der Postchronik zu entnehmen. «1876, täglicher, Botengang nach Reiden. Botengang und Zustellung auch an Sonntagen. Ab 1906 an Sonntagen ein Botengang mit einmaliger Zu­stellung im Dorf und Umgebung.» Anno 1906 wurde die Ablage auch rechnungspflichtig, und erst im Jahre 1917 ist der Wegfall des Sonn­tagsdienstes vermerkt. Ein Pony half mit, die Botengänge nach Reiden etwas zu erleichtern. Der Gemeinderat von Wiliberg stellte 1912 das Gesuch um Errichtung einer Poststelle im eige­nen Gemeindegebiet. Während, Aarau, dieses Gesuch unterstützte, befürchtete Luzern, dass eine neue Poststelle in diesem Gebiet eine Ver­schlechterung des Zustelldienstes im Reider­moos bringen würde. Das Gesuch wurde daher von der Oberbehörde abgewiesen. Bereits ein Jahr später wurde dieses Thema aber wieder aktuell, und die Chronik orientiert: 1913, ein Sohn des Posthalters von Reitnau, der den Zustelldienst in der abgelegenen Gegend von Wili­berg besorgt hatte, stirbt. Es ist dem Posthalter nicht Mehr möglich, diesen Dienst durch Fami­lienangehörige besorgen zu lassen.» Aarau ver­suchte wiederum erfolglos, eine Poststelle Wili­berg-Hintermoos zu errichten. «Im September 1913 beklagten sich 28 Bewohner von Wikonermoos und Umgebung in einer Eingabe an die KPD Luzern über die schlechten Postverbindun­gen. Das an fast allen Haushaltungen gelesene, am Samstagvormittag, erscheinende Zofinger Tagblatt werde ihnen erst am Montagnachmit­tag zugestellt. Die KPD Luzern, erachtet die Schaffung einer Poststelle als zu unwirtschaft­lich und den Bedürfnissen nicht entsprechend, beantragt aber, den Zustelldienst umzustellen. Die Generaldirektion ist damit einverstanden und die Mehrleistung beschränkt sich auf, einen Botengang zur Bahnstation Brittnau-Wikon, mit einem Zeitaufwand von 45 Minuten.» Damit war man in der Lage, die Zofinger Tageszeitung schon am Ausgabetag zuzustellen. Die ge­wünschte Poststelle Wiliberg-Hintermoos ist später dann doch noch bewilligt worden.

Nach diesem kurzen Abstecher ins Nachbar­gebiet zurück zur Reidermooser Postablage, die am 1. April 1924 in den Rang, eines Postbüros erhoben wurde. Am 1. Oktober 1948 kam dann, eine grosse Neuerung, indem man dem Posthal­ter die Fahrradverwendung ermöglichte! Wie den «Luzerner Nachrichten» vom 28. Februar 1948 zu entnehmen ist, erfolgte gleichzeitig der Ruf nach einem Postautokurs Reiden-Botten­wil. Am 15. Mai 1949 war es soweit, und ab die­sem Datum ist auch der tägliche Botengang nach Reiden weggefallen.

Wir gratulieren zum Dienstjubiläum

Am 1. August 1967 kann Herr Hans Keist auf seine vierzigjährige Tätigkeit als Posthalter von Rei­dermoos zurückblicken.

Die im Jahre 1876 eröffnete Post wurde von seinem Grossvater und anschliessend von sei­nem Vater geführt. Der Name der Poststelle Reidermoos lautete bis 1879 Reiderswyl. Bis vor einigen Jahren, das heisst bis zur Ein­führung der Postautoverbindung Rieden-Bot­tenwil, musste der Posthalter seine Postsachen selber nach Reiden bringen, respektive dort abholen. Ob er wohl die Steigung des «Löli» nie verwünscht hat?

In den vier Jahrzehnten konnte Hans Keist der Bevölkerung vom Moos nicht nur freudige Nachrichten vermitteln; auch seine Briefträgertour im Dorf und zu den Höfen rundherum bedeutete für ihn sicher nicht immer beglückendes Wandern.

Dem rüstigen Jubilar und seiner Gattin, die stets auf freundliche Art am Schalter mithalf, wünschen wir auch fernerhin alles Gut.

Posthalterwechsel in Reidermoos 1968

Die Kreispostdirektion Luzern hat dem Gesuch um Entlassung von Posthalter Hans Keist entsprochen und als Nachfolger seinen Sohn Othmar Keist gewählt. Die Nachricht hat im Weiler Reidermoos und in der Gemein­de Reiden Freude und Befriedigung ausgelöst. Während Monaten befassten sich die zustän­digen Postbehörden in Luzern und Bern näm­lich mit der Frage, ob die Poststelle 6261 Rei­dermoos aus Rationalisierungsgründen aufge­hoben werden soll oder nicht. Was eine Le­bensgemeinschaft, die zusammen steht ver­mag, zeigte sich, als innert paar Tagen die gesamte Bürgerschaft von Reidermoos zusam­menkam und eine Petition an die zuständigen Instanzen richteten, die Poststelle weiterzu­führen.

Altposthalter Hans Keist hat sein Amt 1927 angetreten, nachdem schon Vater und Gross­vater seit Eröffnung im Jahre 1878 diesen Po­sten bekleideten. Auch in verschiedenen Fun­ktionen des öffentlichen Lebens hat er seinen Mann gestellt und amtete u.a. während fast 18 Jahren als nebenamtlicher Direktor des gros­sen Bürgerheimes mit Landwirtschaftsbetrieb Wie viele Kilometer hat er wohl in den 41 Jah­ren Tätigkeit auf seinen täglichen Touren un­ter die Füsse genommen? Hans Keist verdient für seine zuverlässige Amtsführung unseren besten Dank, und einen schönen Lebensabend. Seinem Nachfolger Othmar, der in vierter Ge­neration als Postmeister amtiert, wünschen wir eine erfolgreiche Posthalterzeit.

1972 neue Post im Reidermoos eröffnet

Seit einiger Zeit ist im Reidermoos die neue Post eröffnet. Das Postbüro ist in einem gediegenen Neubau gegenüber der Käserei untergebracht und für Reidermoos zentral gelegen. Die Öffnungszeiten des „Pöstli“ sind von 9 bis 11.30 Uhr und von 17 bis 19 Uhr.

Post Reidermoos

Heute hat nun Reidermoos «seine» neue Post. Ein sehr gut gelungener Neubau mit zweckmäs­sigem Postbüro und Schalterraum, einer geräu­migen, 6 ½-Zimmer-Wohnung und einer Doppel Garage, der allen Beteiligten ein vorzügliches Zeugnis ausstellt. Die Erstellung dieses Werkes war jedoch nicht selbstverständlich, und es galt, verschiedene Schwierigkeiten zu überwin­den. Dank der zielstrebigen Initiative und der Risikofreudigkeit dies heutigen Posthalters Oth­mar Keist war dieser Postneubau möglich, den früher bereits sein, Vater verwirklichen wollte. Hierzu weiss die Chronik zu berichten. «1942, der Posthalter beabsichtigt, ein neues Wohn­haus, zu erstellen, weil die Wohnung für seine Familie zu klein geworden ist. Eine Prüfung an Ort und Stelle durch, den Kreispostinspektor ergab, dass, das Büro eher zu gross als zu klein ist. Durch zweckmässige Ausnützung der Räu­me im Erdgeschoss und im Estrich könnten die Wohnverhältnisse bedeutend verbessert wer­den. Man rät dem Stelleninhaber unter den ge­genwärtigen Verhältnissen dringend von einem Neubau ab.» Die neueste Entwicklung im Rei­dermoos zeigt eher, dass die Erstellung eines neuen Postgebäudes berechtigt ist, trotzdem man sich noch vor zirka vier Jahren an höch­sten Stellen energisch dafür einsetzen musste, dass dieses Postbüro nicht gänzlich aufgehoben wurde. Die Berechtigung zum Neubau bestäti­gen auch, einige Zahlen aus der Betriebsstatistik. Seit 1880 stieg die Zahl der jährlich zuge­stellten Sendungen von 3800 auf über 85 000. Der Umfang der Paketpost hat sich seit 1910 verdreifacht. Die deutlichste Entwicklung zeigt sich im Kassenumsatz, stieg dieser doch von 404 000 Franken im Jahre 1929 (leider, stehen ältere Zahlen nicht zur Verfügung) auf über 8 Mio. Franken im Jahre 1971.